Digitale Souveränität jetzt: Warum FOSS unser unterschätztes Schutzsystem ist
21.02.2026 , Fabriktheater
Sprache: Deutsch

FOSS bietet Sicherheit, Offenheit und echte Unabhängigkeit – ein gemeinwohlorientiertes Gegengewicht zu techfeudalistischen Abhängigkeiten. Doch politische Aufmerksamkeit, Fördermittel und regulatorische Rahmen richten sich weiterhin auf große Player, während kleine FOSS-Teams unter/un-finanziert bleiben. Digital-Rights-Community und EntwicklerInnen müssen sich besser verzahnen und Public-Money-Public-Code muss endlich durchgesetzt werden, Rechtsrisiken müssen abgebaut werden, nachhaltige digitale Selbstbestimmung gesichert.


• FOSS zeichnet sich durch hohe Transparenz und offene Zugänglichkeit aus und ermöglicht damit technologische Unabhängigkeit sowie gemeinwohlorientierte Entwicklungslogiken jenseits rein ökonomischer Optimierung.
• Diese Struktur reduziert Abhängigkeiten von monopolartigen, „techfeudalistischen“ Ökosystemen und stärkt Resilienz in Krisensituationen.
• Dennoch bleibt FOSS politisch unterfördert: EU-Mittel verschieben sich zugunsten KI-zentrierter Programme, Lobbystrukturen marginalisieren FOSS, und Regulierungen wie der CRA belasten kleine, oft ehrenamtlich arbeitende Teams, die weder auf Skalierung noch auf Profit ausgelegt sind.
• Steuerrechtliche Hürden – etwa die fehlende Gemeinnützigkeit in Deutschland – verstärken die strukturelle Benachteiligung und erschweren nachhaltige politische Unterstützung.
• Verbesserungen erfordern eine aktive Rolle der Digital-Rights-Community: die Durchsetzung von „Public Money, Public Code“, die Nutzung föderierter Standards wie ActivityPub, den Ausstieg aus nicht-DSGVO-konformen Big-Tech-Stacks sowie die Förderung eigener Open-Source-Lösungen in Verwaltung und Digitalisierung.
• Politisches Engagement ist nötig, um regulatorische Blockaden—z.B. Sideloading-Restriktionen oder Abhängigkeiten von proprietären Ökosystemen—zu vermeiden und Offenheit systemisch zu sichern.
• Eine engere Verzahnung von Aktivistinnen und Entwicklerinnen ist zentral, da rechtliche Schutzräume wie Verschlüsselung nur durch digitale Grundrechte bestehen, während gleichzeitig die Unterstützung für FOSS-Entwicklung abnimmt. Mehr Vernetzung und Synergien sind notwendig, um Teilhabe, Resilienz und digitale Souveränität langfristig zu sichern.

Petra Schmidt hat Kulturwissenschaft und IT studiert und mehrere Jahre in Wien für eine digital rights NGO gearbeitet. Seit 2 Jahren ist sie wieder zurück in Berlin und bei CCT – Center for the Cultivation of Technology einem gemenützigen Fiscal Host für FOSS Projekte. Sie berät viele FOSS Projekte, unterstützt deren beim Strategieaufbau und ist weiterhin politisch in der Digital Rights Community aktiv. Sie hat Buchbeiträge zum Thema „ Big Tech und die shopping-Mall-Demokratie“ geschrieben. Privat beschäftigt sie sich schon lange Jahre mit coden und selbst gelöteten Musikinstrumenten.